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Evangelische Kirchengemeinde Luckenwalde

St. Jakobikirche


Das Besucherblatt aus der Turmkapsel

Mittlerweile gibt es viele Veröffentlichungen über die Jakobikirche. Der folgende Text wurde als maschinegeschriebene Ormig-Vervielfältigung in den 1980er Jahren in der Kirche ausgelegt. Sicherlich wurde der Text vom damaligen Pfarrer der noch selbstständigen St. Jakobi-Gemeinde, Siegfried Fornaçon, verfasst.

Die Kopien trugen, wie alle kirchlichen Drucksachen, die nicht direkt der staatlichen Kontrolle unterlagen, den Vermerk „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“.

Ein Exemplar dieser Handreichung wurde mit anderen Dokumenten am 2. September 2014 in einer wetterfesten Kapsel in der Kugel der Turmzier vorgefunden, als diese zur Restaurierung abgenommen wurde.


Die St. Jakobi-Kirche in Luckenwalde

Unsere Kirche ist in der verhältnismäßig kurzen Bauzeit von 2½ Jahren von 1892 - 1894 nach Entwürfen von Oberhaurat Professor Dr. Adler aus Berlin erbaut worden. Die Grundsteinlegung war am 3. Mai 1892, und die Einweihung fand am 12. Dezember 1894 statt. Der Bau ist im Übergangsstil der Wilhelminischen Ära erbaut und lehnt sich stark an romantische Motive an. Die kräftigen Strebepfeiler und die weitgespannten Gewölbe präsentieren die Gotik. Die Spannweite der gemauerten Gewölbe ist nur einen Meter geringer, als die des Kölner Doms. Der 9 Meter lange und breite Turm hat die stattliche Höhe von 72 Metern. Die Kirche weist 7 Seiteneingänge auf, hat bis zu 1200 Sitzplätze und kann bis zu 2000 Personen Platz bieten. Die Baukosten - ohne Innenausstattung - betrugen 225000 Reichsmark. Die Innenausstattung der Kirche stammt fast ausnahmslos aus dem Jahre 1894 und wurde von wohlhabenden Fabrikanten und Gemeindegliedern gestiftet, deren Namen jeweils an den Stücken zu lesen sind.

Der Altartisch mit aufgesetztem Kreuz ist aus italienischem (kararischem) Marmor. Der vergoldete Kelch am Fuß des Kreuzes, umgeben von Weinlaub, und mit einem goldenen Stern darüber, weist auf die Bestimmung des Altars als Abendmahlstisch und auf das Abendmahl als himmlische Gabe hin.

Das rechte und linke bleiverglaste Buntglasfenster zeigt Gestaltungen des Kreuzmotivs, umgeben von Weinlaub und Blumenornamenten, sowie ebenfalls den Kelch. Das mittlere Fenster stellt den auferstandenen Christus dar, einladend, segnend oder auch gebietend und trägt als Unterschrift das Wort Jesu an Martha "Eins ist Not“ (Lukas 10, 42). Darunter sind die kaiserlichen Insignien zu sehen. Das Fenster ist ein Geschenk Kaiser Wilhelms des II. und der Kaiserin Auguste Victoria und wurde im Königlichen Institut für Glasmalerei in Charlottenburg angefertigt. Es erinnert ebenfalls an das Bibelwort der von Superintendent Zander gehaltenen Einweihungspredigt über Matthäus 28, 20: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Durch Kabinettsorder bestimmte auch der Kaiser, daß das Gotteshaus den Namen "St. Jacobi-Kirche" tragen sollte.

Bemerkenswert ist ebenfalls das eindrucksvolle Doppel-Buntglasfenster auf der rechten Seitenempore. Es stellt die Geburt Christi dar mit der Anbetung durch die Hirten und die 3 Weisen.

Die Kanzel ist aus Eichenholz gearbeitet mit geschnitzten und vergoldeten Eichenlaubornamenten.

Der hölzerne Taufständer ist ein Werk des Berliner Holzbildhauers Seelig.

Die Turmuhr wurde seinerzeit nach dem neuesten Stand gebaut und war 1894 auf der Weltausstellung in Chicago. Von den 3 beim Meister Collier in Zehlendorf gegossenen Glocken ist nur die kleinste erhalten. Die beiden großen wurden im 1. Weltkrieg 1917 eingeschmolzen und nach dem Kriege durch 2 von der Firma Schilling und Söhne in Apolda gegossene ersetzt. Die größte hat als Inschrift das Psalmwort „Alles was Odem hat, lobe den Herrn"! Die mittlere trägt ebenfalls ein Psalmwort "Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; dankt ihm, lobet seinen Namen"! Die kleinste hat die Inschrift "Seid Täter des Wortes"!

Die 1894 gebaute Orgel stammte aus der Werkstatt der Gebrüder Dinse in Berlin und wies 27 Register auf. Diese Orgel wurde 1943 von der Orgelbauanstalt Gustav Heinze-Sorau - als opus 250 - nach der Disposition des Orgelsachverständigen Professor Georg Kempff völlig umgebaut. Sie ist eine Kegelladenorgel mit elektrischer Traktur. Sie besitzt 3 Manuale und ein Pedal und hat 43 klingende Register.

Die Orgel erklang bei der Einweihung der Jakobi-Kirche zum ersten Mal zu dem Gesang der Gemeinde:

"Allein Gott in der Höh' sei Ehr"!
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